Trauma and Tension Releasing Exercices (TRE) nach David Berceli

Die nächsten Termine:

Jeden Donnerstag Abend treffen wir uns in der Praxisgemeinschaft beim Schlump, um unter meiner professionellen Begleitung die TRE-Übungsserie zu praktizieren. Interessierte Neulinge sind genauso willkommen wie Menschen, die TRE bereits kennen. Auch Kinder können gerne mitgebracht werden, sie haben erfahrungsgemäß wenig Probleme und viel Spaß mit dem Zittern.

Wir sind kein fortlaufender Kurs, der eine Anmeldung oder regelmäßige Teilnahme erfordert. Jede/r kommt einfach in unsere Praxis und zahlt 25,00 Euro für den Abend (Wenn er oder sie ein Einkommen hat, ansonsten weniger. Sprechen Sie gerne mit mir, auch wenn Sie zur Zeit wenig Geld zur Verfügung haben). Manchmal bin ich aus beruflichen oder privaten Gründen verreist. Deshalb bitte immer vor dem Termin hier auf meiner Homepage nachschauen, ob der Abend tatsächlich stattfindet.

Die „Trauma and Tension Releasing Exercises“ wurden von David Berceli entwickelt. David Berceli ist Theologe, Clinical Social Worker und promoviert in Social Work Research. Er arbeitete, lebte und studierte über längere Zeit im Nahen Osten und in Teilen Afrikas. In den 1980er Jahren erlebte er den Libanon-Krieg am eigenen Leib hautnah mit. Neben vielen persönlichen Erfahrungen an sich selbst und mit anderen traumatisierten Menschen machte er u.a. zwei für die Entwicklung der TRE-Übungsserie entscheidende Beobachtungen:

In den Bombenkellern erlebte er, dass sich unter den Detonationen von Bomben alle Menschen (unabhängig von Religion, Nationalität und Hautfarbe) in gleicher Weise und reflexhaft in eine Ganzkörperbeugehaltung zusammenkrümmten, die der Haltung des Fötus im Mutterleib entspricht. Diese Haltung schützt die weiche und verletzliche Vorderseite des Rumpfes und damit die lebenswichtigen inneren Organe.

Die zweite Beobachtung machte er, als er zwei kleine Kinder während eines Angriffs auf den Knien hielt. Die Kinder zitterten haltlos, während er selbst und die anderen Erwachsenen ihr Zittern unterdrückten, um die Kinder nicht noch weiter zu ängstigen. In der Folge beobachtete er allerdings, dass sich die Kinder, die gezittert hatten, sehr schnell von dem traumatisierenden Ereignis erholten. Er selbst hingegen und die anderen Erwachsenen waren erstarrt und konnten sich über Monate kaum aus der Erstarrung lösen. (Berceli, 2010).

Als er wieder nach Hause kam, begann er seine Forschungen über das Zittern, die ihn schließlich mit der Schule der Bioenergetischen Analyse nach Alexander Lowen bekannt machten. Lowen, der Begründer der körperorientierten Psychotherapieverfahren, nutzte das Vibrieren und Zittern seit den 1950er Jahren therapeutisch zur Lösung von Blockierungen und Erstarrung und zur Behandlung von Zuständen fehlender Energie. Berceli beschäftigte sich weiterhin mit neuen Erkenntnissen der Traumaforschung und mit aktuellen Forschungsergebnissen aus den Neurowissenschaften und entwickelte schließlich die „Trauma and Tension Releasing Exercises“.

Die Methode wurde zunächst entwickelt für Menschen, die ein schweres Schocktrauma, oft in Form von Gewalt, erlebt hatten. Erste Zielgruppe waren schwer kriegstraumatisierte amerikanische Soldaten aus dem Vietnamkrieg. Mit den Jahren hat sich aber gezeigt, dass die Methode genauso wirksam ist bei chronischer Anspannung, die aus anderen Gründen den Körper und die Psyche festhält. Solche psychosozialen Ursachen für chronische Anspannung können sein: Unbefriedigende Beziehungen in der kindlichen Herkunftsfamilie, chronischer psychosozialer Stress durch Arbeit, langanhaltende Belastungen im Privatleben oder aber Armut und finanzielle Unsicherheit.

Die Methode TRE besteht aus 7 Übungen, deren vollständige Durchführung ca. eine Stunde in Anspruch nimmt. In den ersten 5 Übungen werden diejenigen Muskelgruppen gedehnt, erwärmt und moderat ermüdet, die nach schreckhaften Ereignissen und bei chronischem Stress den Körper als chronifizierten Ausdruck einer Schutzreaktion nach vorne zusammenziehen. Der zentrale Muskel dieser Schreckreaktion ist der große Musculus iliopsoas, der als tiefer Hüftbeuger die untere Wirbelsäule, das Becken und die Oberschenkelknochen miteinander verbindet und uns z.B. das Aufrichten des Oberkörpers aus der Rückenlage (Klappmesser) erlaubt. In den beiden letzten Übungen, die 6. im Stehen und die 7. im Liegen, laden wir dann unseren Körper dazu ein, unwillkürliche Vibrationen zuzulassen. Es können sich ein feinstes, fast nur innerlich spürbares Zittern, grobe Shakingbewegungen bis hin zu ebenfalls unwillkürlich gesteuerten sogenannten „faszialen“ Dehn- und Biegebewegungen einstellen. 2 bis 3 mal pro Woche praktiziert werden sich über Monate hinweg die vom Körper zugelassenen Bewegungsmuster weiterentwickeln. Dabei ist der Körper erfahrungsgemäß sehr schlau. Er lässt in jeder Sitzung nur genau so viel Lösung von chronischer Spannung zu, wie die Person in diesem Moment psychisch gut verarbeiten kann.

Wichtig und erstaunlich dabei: Die Übenden befinden sich in einem völlig klaren Bewusstseinszustand, also weder in einer Trance noch in einem tiefenpsychologischen Regressionszustand. Es ist tatsächlich nur der Körper, der etwas Altes erledigt und loslässt. Das Denken ist völlig klar und orientiert. Für einen heilsamen Zitter-Prozess ist es dabei substantiell wichtig, dass unser Gehirn die Situation als völlig sicher einstuft. Unser Gehirn muss sich sicher sein, dass jeder Kontrollverlust und jegliche Bedrohung der Vergangenheit angehören und dass es die vollständige Kontrolle über die gegenwärtige Situation besitzt. Deshalb werden wir bei jeder Zitterübung gemeinsam das Stoppen des Zitterns einüben. Hierdurch wird erlebbar, dass wir den Zustand jederzeit beenden können, wenn wir das wünschen.

TRE ist keine Psychotherapie. Deshalb werden wir eventuell bei den Übungen auftauchende Erinnerungen oder Gefühle nicht in der Gruppe besprechen. Jeder für sich nimmt auftauchende Bilder oder Gefühle wertschätzend wahr, um sie dann in Frieden weiterziehen zu lassen.

Der TRE-Provider interveniert demnach auch nicht psychotherapeutisch. Er bietet lediglich den Raum an, in dem jede/r Einzelne einen von der Natur im Säugetierorganismus angelegten Selbstheilungsvorgang reaktivieren und zulassen kann. Die neurobiologische Forschung hat gezeigt, dass wir im Rückenmark und im Hirnstamm neuronale Schaltkreise besitzen (Central pattern generators), die die Aufgabe erfüllen, ohne Input aus höheren Hirnzentren rhythmische Bewegungen zu erzeugen. Auch das sogenannte „Neurogene Zittern“, auch „Selbstinduzierter therapeutischer Tremor“ genannt, scheint eine physiologische Leistung dieser Schaltkreise zu sein.

Trotzdem können die TRE – Übungen erhebliche psychologische Auswirkungen zeigen. Traumapatienten können sich stabilisieren und sich selbst in der Psychotherapie angstfreier begegnen. Latente Depressivität und Grundängste können sich lösen, aber auch klinische Angststörungen können sich günstig entwickeln. Auch körperliche Auswirkungen von chronischer Anspannung wie z.B. Schmerzsyndrome oder Bluthochdruck können sich verbessern. Nach neueren Forschungen speichert der Körper traumatische Schockstarre und psychosozial bedingte chronische Anspannungen nicht nur in der Muskulatur und den inneren Organen, sondern vor allem auch in den Faszien. Die praktischen Erfahrungen zeigen, dass TRE gerade auch chronische Anspannung in den Faszien wirksam ausleiten kann. Ein neuer und interessanter Aspekt von TRE ist, dass Menschen, die attackenhaft schwer auszuhaltende psychologische Zustände erleben, z.B. nächtliche Angstzustände, TRE als Selbsthilfetool nutzen können. Wenn man die Übungen sorgfältig erlernt und regelmäßig übt, kann es gelingen, durch ihren Einsatz einen Anfall ohne fremde Hilfe und ohne Beruhigungsmittel abzuwenden.

Hier noch zwei spannende Videolinks:               

Baboons save Impala from Leopard and Hyena

Das ist der Kultfilm der Zitterszene!

Den Film anschauen hilft, wenn man sich mal wieder so richtig wie tot fühlt!

Wenn ein Tier in akuter Lebensgefahr erkennen muss, dass Kampf oder Flucht nicht mehr möglich sind, dann bleibt ihm als letzte Möglichkeit noch die Totstellreaktion. Selten kann dadurch doch noch das Überleben gelingen. Vor allem sind dabei aber die Wachheit, das Schmerzempfinden und die Todesangst so stark heruntergeregelt, dass es deutlich leichter fällt, gefressen zu werden. Bei Menschen birgt diese Form der Reaktion auf Bedrohung die große Gefahr, ein posttraumatisches Belastungssyndrom zu entwickeln und Teilaspekte der Schockstarre zu chronifizieren. Bei Tieren kann man beobachten, wie ein heftiger unwillkürlicher Tremor genutzt wird, um die Erstarrung zügig aus dem Körper auszuleiten. Ziel ist es, möglichst schnell wieder handlungsfähig zu werden, um dem sofortigen Tod doch noch zu entkommen und den Anschluss an die schützende Herde wiederzufinden.

Berceli TRE Exercises – Release Traumatic Stress in Youth Case Study

Jugendliche, die auf der Straße gelebt hatten,  praktizieren TRE in einem Jugendzentrum in Kapstadt.

Für mich ist es beeindruckend, wie friedvoll hier Jugendliche auftreten, die allesamt schwere Not und Gewalt erlebt haben.